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Weghören und Dinge ausblenden können bei Informationen, die uns unwichtig oder nichtig erscheinen ist genauso wichtig, wie das eigentliche Hören. Schließlich umgeben uns permanent Geräusche und Höreindrücke. Würden wir all diesen Eindrücken immer mit voller Aufmerksamkeit folgen, hätten wir keine Ressourcen mehr für anderes. Das heißt, unser Körper oder genauer unser Gehör und unser Gehirn haben das schon gut so eingerichtet.
Bei frisch mit Hörgeräten versorgten Menschen zeigt sich oft, dass die Bahnen im Gehirn, die Pfade und Verarbeitungswege, die mit Wissen und Erkennen verknüpft sind, nicht mehr funktionieren. Denn auch jedes Geräusch, jedes Wort hat einen Trampelpfad. Nur irgendwann haben sie ein Geräusch oder Wort weniger häufig oder überhaupt nicht mehr gehört. Der Pfad wurde also nicht mehr genutzt und wuchs so zu sagen wieder zu. Jetzt bekommt die Person ein oder zwei Hörgeräte und nimmt ein Geräusch erneut wahr. Es muss nun gelernt werden, diese Pfade wieder zu nutzen. Erst danach können Geräusche wieder heruntergeregelt, herausgefiltert oder ausgeblendet werden.
Es muss also gelernt werden, bewusst zu hören und das unbewusste Hören auszublenden oder zu reduzieren. Also zu erkennen, das sind Alltagsgeräusche, die immer oder immer wieder da sind, und andere Geräusche sind besondere Höreindrücke. So zu sagen wie eine Hör-Priorisierung. Und es müssen Hörverstehen und Verarbeitung der Hörwahrnehmung trainiert werden. Herausfordernd.
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Mit solchen Patientinnen und Patienten oder Menschen, die ein Cochlea Implantat haben, macht Christine Übungen mit Hörgeräuschen oder zum Hören und Verstehen von Wort- oder Minimalpaaren, die im Klang sehr nah beieinander liegen. Es geht darum, die Paare im Klang zu unterschieden und erkennen zu können. Manchmal lenkt sie die Menschen dabei zusätzlich ab. Dann zeigt sie zum Beispiel das Bild eines Hundes, das Wort, dass es zu verstehen gilt ist aber Hand. Hand und Hund sind ein Minimalpaar. Also welcher Wahrnehmung traue ich als Proband, dem Hören oder dem Sehen. Minimalpaare unterschieden sich im Innen-, Anfangs- oder im Endlaut.
Menschen mit Cochlea Implantat hatten möglicherweise noch nie ein Hörerlebnis oder verloren plötzlich ihr Gehör. Auch Menschen, die wegen einer Erkrankung nach und nach ihr Gehör verlieren, entschieden sich kurz bevor das Gehör ganz verschwindet, für ein solches Implantat. Wie großartig, dass vielen so mittlerweile geholfen werden kann. Die Medizinforschung findet immer neue Wege.
Gesunde Menschen können sich gar nicht vorstellen wie es ist, einen Sinn zu verlieren oder Dinge anders wahrzunehmen. Ich kann es mir nicht vorstellen, wie es ist taub zu sein, oder wie sich bei Synästhetikern Sinneseindrücke zu einer Wahrnehmung vermischen und beispielsweise Töne süß schmecken oder Buchstaben vor dem inneren Auge Farben erzeugen. Eine frühere Kollegin sah bei den zwei Buchstaben B in meinem Namen immer die Farbe braun. Auch ein spannendes Thema.
Am 05. November geht es bei SprechZeuX mit dem Hören und der Hörwahrnehmung weiter. Seid also wieder dabei.
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Sabine Berg
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